Sonne unter doppelter Beobachtung

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Parker Solar Probe (künstlerische Darstellung).

Bild: NASA/Johns Hopkins APL/Steve Gribben
Aktualisiert: 29. Januar 2020
12. August 2018 //

Die Weltraumsonde „Parker Solar Probe“ (PSP) der NASA nähert sich Ende Januar zum vierten Mal der Sonne, diesmal auf einen Abstand von nur 28 Sonnenradien. Noch nie war ein Raumfahrzeug unserem Heimatstern so nah. Ein internationales Projekt unter der Federführung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) ergänzt durch gleichzeitige bodengebundene Messungen die Daten der Weltraumsonde – und ermöglicht so völlig neue Erkenntnisse über die Sonnenaktivität und ihre Ausbreitung in Richtung Erde.

Parker Solar Probe startete im August 2018 ins All und näherte sich bereits dreimal in ihrem Perihel der Sonne. Diesmal ist es etwas ganz Besonderes: Die Sonne, die Raumsonde und die Erde liegen auf einer Linie, so dass die Sonde die gleichen Gebiete der Sonne beobachten kann wie Teleskope auf der Erde. Das AIP nutzt diese Konstellation und beobachtet in diesen Tagen die Sonne mit den Instrumenten auf der Weltraumsonde und mit dem Radiointerferometer LOFAR (LOw Freqency ARray) von der Erde aus.

Das AIP ist Mitglied des International LOFAR Telescopes und betreibt dafür in Potsdam-Bornim eine eigene LOFAR-Station. Im Rahmen von LOFAR leitet das AIP das Key Science Project „Solar Physics and Space Weather with LOFAR“. Daran sind 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 11 europäischen Ländern beteiligt. In diesem Rahmen konnten unter Federführung des AIP 1064 Beobachtungsstunden der Sonne mittels LOFAR eingeworben werden. Die Sonnenphysiker des AIP sind außerdem in der internationalen Arbeitsgruppe „Solar Energetic Particles“ der Weltraummission Parker Solar Probe eingebunden.

Der NASA-Satellit Parker Solar Probe wird sich als erste Raumfahrtmission der Sonne bis auf 10 Sonnenradien nähern und so der Wissenschaft in den kommenden Jahren neue Erkenntnisse über unseren Heimatstern liefern.

Welche Auswirkung hat die Sonnenaktivität auf den sie unmittelbar umgebenden Raum – und letztlich auch auf unsere Erde? Auf diese und andere Fragen soll die Weltraummission Parker Solar Probe Antworten liefern. Sie sind von fundamentalem Interesse, da die Sonnenaktivität einen enormen Einfluss auf unsere technische Zivilisation hat:  So kann es durch sie zu Störungen der GPS-Navigation und in elektronischen Bauelementen in Flugzeugen, Satelliten und Krankenhäusern kommen.

Mit dem Weltraumsatelliten wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die äußere Schicht der Sonnenatmosphäre – die Korona – sowie den sonnennahen interplanetaren Raum untersuchen. Einer von ihnen ist Prof. Dr. Gottfried Mann, der in der Abteilung „Physik der Sonne“ unter anderem die Sonne und das Weltraumwetter erforscht. Gemeinsam mit  anderen internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat er insgesamt 1.064 Stunden bis 2020 simultane Beobachtungzeit mit LOFAR und Parker Solar Probe eingeworben. „Mit diesen bodengebundenen Ergänzungsmessungen wird LOFAR wichtige Daten liefern. Dadurch wird es in bisher nie da gewesener Weise möglich sein, die Sonnenaktivität und ihre Ausbreitung von der Korona in den interplanetaren Raum zu erforschen“, erläutert Mann die Bedeutung des Projektes.

Das International LOFAR Telescope (ILT) ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt unter niederländischer Leitung mit zahlreichen Stationen in Nord- und Westeuropa. In den letzten zwei Jahren wurde das ILT durch drei Stationen in Polen und einer Station in Irland erweitert. Damit vergrößerte sich die Basislänge auf 1885 km in Ost-West-Richtung. In Nord-Süd-Richtung beträgt die Basislänge 1301 km von Onsala in Schweden bis Nançay in Frankreich. Gegenwärtig besteht das ILT aus einem zentralen Kern von 24 Stationen und 14 weiteren in den Niederlanden verteilten Einzelstationen sowie zusätzlichen 13 internationalen Stationen in Europa.ahl von wissenschaftlichen Themen – vom frühen Universum bis zum erdnahen Weltraum.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 22. Februar 2021