Für den Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE), ein zukünftiges Instrument am Very
Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO), wurden die ersten der in
Serie produzierten 3D-Spektrographen fertig gestellt. Wissenschaftler und Ingenieure der
ESO, des Centre de Recherche Astrophysique de Lyon (CRAL) und des Astrophysikalischen
Instituts Potsdam (AIP) entwickelten diese neuartigen Instrumente und konnten nun bei
erfolgreichen Tests damit Spektren erzeugen, die eine besonders hohe Bildqualität sowie die
überragende Empfindlichkeit des Systems bestätigen.
"Nach vielen Jahren harter Arbeit sind wir sehr zufrieden, dass der Traum Wirklichkeit wird",
sagt Roland Bacon vom CRAL, der die Entwicklung der Instrumente leitet. "Das MUSE
Konzept, das erstmals die Serienproduktion von Spektrographen vorsieht, ist neu in der
optischen Astronomie und bahnbrechend in Hinblick auf die nächste Generation von
Instrumenten für das VLT sowie auch für das geplante European Extremely Large
Telescope."
MUSE ist ein Hightech-3D-Spektrograph mit großem Gesichtsfeld, der zeitgleich mosaikartig
Spektren von vielen benachbarten Regionen am Himmel aufzeichnet. 3D-Spektrographen
vermessen das Universum in drei Dimensionen (Position am Himmel und Wellenlänge). Mit
MUSE können noch Galaxien am Rande des beobachtbaren Universums entdeckt werden,
die viel zu schwach sind, um auf zweidimensionalen Bildaufnahmen zu erscheinen.
Um ein möglichst großes Gesichtsfeld zu erreichen, nutzt MUSE nicht nur eine einzelne
Spektrographenoptik, sondern kombiniert 24 modulare Subsysteme zu einem komplexen
Gesamtsystem. Jeder Spektrograph ist mit neu entwickelten, empfindlichen CCD-Detektoren
(4000 x 4000 Pixel) ausgestattet, die hier erstmals an einem Instrument der ESO verwendet
werden.
Mit der industriellen Auslieferung des ersten Spektrographen und der ersten Detektoren,
welche zum Teil am AIP integriert wurden, ist nun ein wichtiger Meilenstein erreicht. "Mit der
beginnenden Serienproduktion kommt dem AIP eine bedeutende Rolle zu", erklärt Dr. Martin
M. Roth, der MUSE-Projektmanager am AIP, "da die Abnahmetests aller Detektoren, die
Kalibration des Gesamtinstruments und die nötige Datenreduktionssoftware Arbeitspakete
des AIP sind."
Im Jahre 2012 soll MUSE erstmals am Paranal-Observatorium der ESO in der chilenischen
Atacamawüste zum Einsatz kommen und sich dort der Erforschung von jungen, weit
entfernten Galaxien widmen. "MUSE wird eine Vielzahl astrophysikalischer Probleme
untersuchen", erläutert Prof. Dr. Lutz Wisotzki, der Projektwissenschaftler von MUSE am
AIP. "Die Bandbreite reicht von Sternpopulationen in unserer Milchstraße bis zu den Vorläufern
heutiger Galaxien im jungen Universum, die bisher völlig unbeobachtbar waren."
Das MUSE-Projekt wird, unter der Leitung des Centre de Recherche Astrophysique de Lyon
(CRAL, CNRS/Universität Claude-Bernard Lyon I), von sieben Forschungsinstituten
entwickelt und gebaut: Europäische Südsternwarte (ESO), Leiden Observatory (NOVA),
Laboratoire d'Astrophysique de Toulouse-Tarbes (CNRS/Universität Paul Sabatier), Institut
für Astrophysik (Georg-August Universität Göttingen), Institut für Astronomie an der ETH
Zürich und Astrophysikalisches Institut Potsdam (AIP).
Kontakt:
Wissenschaftler am AIP
Prof. Dr. Matthias Steinmetz
Tel. 0331 7499-295
Prof. Dr. Lutz Wisotzki
Tel. 0331 7499-532
Dr. Martin M. Roth
Tel. 0331 7499-313
Wissenschaftler am CRAL
Dr. Roland Bacon
Tel. +33 6 0809 1427
Pressestelle am AIP
Madleen Köppen
Tel. 0331 7499-469
Das AIP beschäftigt sich vorrangig mit kosmischen Magnetfeldern und extragalaktischer Astrophysik. Daneben
wirkt das Institut als Kompetenzzentrum bei der Entwicklung von Forschungstechnologie in den Bereichen
Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Das AIP ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner
Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut
weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Das AIP ist eine Stiftung privaten Rechts und ein Institut der
Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören derzeit 86 Forschungsinstitute und
Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder, die wissenschaftliche Fragestellungen
von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung bearbeiten.
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Einer der 24 Spektrographenköpfe bei der Montierung am AIP. [Foto: Rainer Arlt/AIP]
Der 3D Spektrograph. [Foto: ESO/CRAL]
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[Pressemitteilung]
[MUSE am AIP]
[MUSE bei der ESO]
[MUSE beim CRAL]
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