Start des eROSITA Röntgenteleskops

Illustration des SRG mit eROSITA (links) und ART-XC, dem russischen Röntgenteleskop (rechts)im Weltall.

Illustration des SRG mit eROSITA (links) und ART-XC, dem russischen Röntgenteleskop (rechts).

Bild: DLR
Aktualisiert: 13. Juli 2019
20. Juni 2019 //

Das Röntgenteleskop eROSITA, das Hauptinstrument der russisch-deutschen „Spectrum-X-Gamma“ (SRG) Mission startete am 13. Juli erfolgreich mit einer Proton-M-Rakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan. eROSITA wird die Auswirkungen der Dunklen Energie untersuchen und Millionen von aktiven galaktischen Kernen und Tausende von kompakten Objekten in unserer Milchstraße entdecken.

Die russisch-deutsche Mission stellt die erste vollständige Himmelsvermessung im mittleren Röntgenbereich dar. eROSITA wird die Verteilung riesiger Galaxienhaufen untersuchen und so mehr über die mysteriöse Dunkle Energie, die ihre Entstehung und Entwicklung beeinflusst, in Erfahrung bringen. Es wird erwartet, dass eROSITA etwa 100.000 Galaxienhaufen und damit die größten gravitativ gebundenen Objekte entdeckt. Diese bilden die großräumige Struktur des Universums ab und geben Einblicke in dessen Expansion. Ebenso werden ungefähr drei Millionen Aktive Galaktische Kerne (AGN), die massereiche Schwarze Löcher beinhalten, erstmals entdeckt werden. In unserer Milchstraße wird eROSITA voraussichtlich 700.000 aktive Sterne und 10.000 kompakte Objekte nachweisen, darunter Doppelsterne und Sternexplosionen wie Supernovae und deren Überreste.

eROSITA (kurz für „Extended Roentgen Survey with an Imaging Telescope Array“) ist ein Röntgenteleskop, das von einem deutschen Konsortium unter der Leitung des Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching gebaut wurde. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) hat zum Datenreduktions-Softwaresystem beigetragen, wobei der Schwerpunkt auf der Lagebestimmung und der Quellendetektion lag. Das AIP lieferte auch Flughardware für die Filterräder der Kamera und die gesamte Ausrüstung des mechanischen Bodensegments für die Integration und die Tests des Röntgenteleskoparrays.

"Wir haben einen langen Weg zurückgelegt. Hinter uns liegen 12 Jahre Vorbereitung mit Höhen und Tiefen. Ein echtes Highlight liegt direkt vor uns und natürlich spüren wir eine wachsende Spannung, ob alles klappen wird", sagt Dr. Axel Schwope, eROSITA-Projektleiter am AIP. „Unsere Software zur Lagebestimmung wird wenige Tage nach dem Start zum Einsatz kommen und nach all den Kalttests müssen alle Komponenten bald ihre Tauglichkeit im All unter Beweis stellen. Wir sind stolz, dass eROSITA, das Hauptinstrument an Bord von SRG, in dem von uns gelieferten Integrations- und Teststand zusammengebaut wurde.“ Prof. Matthias Steinmetz, wissenschaftlicher Vorstand des AIP, hebt hervor: „Auch ein paar Teile Made-in-Potsdam, Halterungen der Eichquellen in den 7 Filterrädern, fliegen mit.“

Die Dauer der Mission beträgt sieben Jahre. Während der ersten vier Jahre werden acht unabhängige Röntgendurchmusterungen des gesamten Himmels durchgeführt. Danach folgt eine Phase mit gezielten Beobachtungen, die 2,5 Jahre andauert. „Mit unserer Software werden die Röntgenbilder und die Kataloge erstellt werden. Sie sind die Grundlage für eine wissenschaftliche Auswertung. Die ersten Daten speziell für uns am AIP werden im Oktober aufgenommen und wir werden uns mit Feuereifer darauf stürzen“, ergänzt Projektwissenschaftler Dr. Georg Lamer. „Nach einem halben Jahr schon wird eROSITA mehr Röntgenquellen am Himmel gefunden haben als in den ersten 50 Jahren der Röntgenastronomie. Diese großartigen Aussichten werden wir nun erst einmal feiern.“

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des AIP sind auch in den wissenschaftlichen Arbeitsgruppen von eROSITA involviert. Insbesondere die optische Identifizierung neuer Röntgenquellen ist von großer Bedeutung: Die eROSITA-Galaxienhaufen- und AGN-Durchmusterungen dienen als Referenz für die zukünftige Himmelsdurchmusterung mit 4MOST, einem 4-Meter spektroskopischen Multi-Objekt-Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO, das derzeit unter Leitung des AIP gebaut wird.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 30. März 2021