Scientific Detector Workshop 2022 in Potsdam

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Vier von Teledyne hergestellte H2RG Infrarot-Bildsensoren für die Kamera NIRCam von JWST. Unter anderem mit dieser Kamera sind die spektakulären Bildaufnahmen gemacht worden, die am 12.07.2022 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

Bild: NASA Goddard Space Flight Center
1. September 2022 //

Vom 4. bis 9. September findet in Potsdam die internationale Tagung Scientific Detector Workshop 2022 (SDW2022) statt, in der die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet bildgebender Sensoren diskutiert werden. Nach einer durch die Pandemie erzwungenen Pause freuen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Ingenieurinnen und Ingenieure auf das Treffen in der historischen Umgebung des früheren Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam auf dem Telegrafenberg. Der Schwerpunkt der nun zum siebten Mal ausgetragenen Tagung liegt auf den Bereichen Astronomie und Geowissenschaften.

Wundervolle und immer detailreichere astronomische Aufnahmen von Sternen und Galaxien wären nicht möglich ohne technologisch ausgefeilte Detektoren, mit denen moderne Weltraumteleskope und große Observatorien ausgestattet sind. Zuletzt hatte die Veröffentlichung der ersten Bilder vom James Webb Space Telescope (JWST) am 12. Juli 2022 für Furore gesorgt. Es sind diese elektronischen „Augen“, mit denen Instrumente wie bildgebende Kameras, Spektrographen, usw. ihre hohe Leistungsfähigkeit entfalten, zum Teil in Spektralbereichen, die dem menschlichen Auge nicht zugänglich sind, wie UV, Röntgen und Infrarot. Bildsensoren für wissenschaftliche Sensoren sind speziell optimierte photonische Komponenten, die jahrelange Entwicklungsarbeit von Expertinnen und Experten erfordern und als Sonderanfertigungen Entwicklungskosten bis in den Bereich von Millionen Euro bedeuten. Als „Abfallprodukte“ profitiert die Industrie von diesen aufwändigen Entwicklungen, z.B. in Form von CMOS-Bildsensoren, die sich heute als Massenprodukt in jedem Mobiltelefon finden.

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Testbilder mit Details der Großen Magellanschen Wolke, aufgenommen mit allen vier wissenschaftlichen Instrumenten des JWST.

Bild: NASA/STScI

Der Scientific Detector Workshop ist eine Konferenzserie, die etwa alle drei Jahre an prominenten Standorten ausgetragen wird – zuletzt 2017 am Space Telescope Science Institute in Baltimore, USA. Prof. Dr. Martin Roth vom Innovationszentrum innoFSPEC am AIP freut sich über die zahlreichen Anmeldungen von hochkarätigen Fachleuten für SDW2022: „Es bedeutet für uns Potsdamer eine große Auszeichnung, dass wir diese renommierte Konferenz am Telegrafenberg organisieren dürfen.“ Unter den Teilnehmenden sind führende internationale Expertinnen und Experten von Institutionen wie z.B. der European Space Agency (ESA), der Europäischen Südsternwarte (ESO), dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und dem Jet Propulsion Laboratory der NASA, die zum Teil federführend an der Entwicklung des JWST mitgewirkt haben. Martin Roth sagt weiter: „Wir bauen nicht nur auf der Tradition optischer Sensoren auf – die lichtelektrische Photometrie, damals mit 1-Pixel-Sensoren, wurde 1913 von Paul Guthnick erfunden, dem Direktor der Sternwarte Babelsberg – , sondern wir sind heute mit dem Einsatz moderner Detektoren für Instrumente wie z.B MUSE oder 4MOST in der internationalen Spitzenforschung ganz vorne mit dabei.“

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 1. September 2022