Zwei Preise der Astronomischen Gesellschaft für Forschende des AIP

26. August 2021 //

Die Astronomische Gesellschaft (AG), die deutsche Fachgesellschaft für Astronomie und Astrophysik, ehrt in ihrer diesjährigen Preisverleihung die wissenschaftlichen Erfolge einer Doktorandin und eines Professors am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP): Der Preis für Instrumentenentwicklung geht an Prof. Dr. Martin Roth, Dr. Anke Arentsen erhält den Promotionspreis.

Professor Martin Roth wird mit dem Preis für Instrumentenentwicklung 2021 für seine bedeutenden Arbeiten zur Entwicklung der 3D-Spektroskopie ausgezeichnet. Er leistete herausragende Beiträge zur Erforschung und Entwicklung der Astrophotonik, zur Lehre und Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der astronomischen Instrumentierung und den daraus resultierenden Fortschritten in der astrophysikalischen Erforschung aufgelöster Sternpopulationen. Unter seiner Federführung gelang mit dem Instrument PMAS ein Durchbruch in der Beobachtungstechnik der Integralfeldspektroskopie, die durch die Erfolge von MUSE und VIRUS gekrönt wurden und international sichtbare Spitzenergebnisse hervorbringen. Er leistete Pionierarbeit in der multidisziplinären Forschung und im Wissens- und Technologietransfer, z. B. bei der Nutzung astronomischer Instrumentierungen in der Medizin und den Lebenswissenschaften.

Zu seinen Erfolgen zählt der Aufbau des interdisziplinären Zentrums für Innovative faseroptische Spektroskopie und Sensorik (innoFSPEC), welches in Deutschland einzigartig ist und das sich unter anderem der Entwicklung von Astrophotonik-Technologien widmet. Seit 2011 ist er Professor für Astrophysikalische Instrumentierung und Astrophotonik an der Universität Potsdam und bildet den Nachwuchs auf diesem Gebiet aus. Nach seinem Physikstudium und seiner Promotion in München wechselte er nach Stellen bei der ESO und an der Universitäts-Sternwarte München im Jahr 1994 an das AIP. Bereits im Jahr 2013 erhielt er gemeinsam mit Joris Gerssen einen „James Webb Space Telescope Significant Achievement Award“ der Europäischen Weltraumagentur ESA für seine Arbeiten an NIRspec, einem Instrument für das Weltraumteleskop James Webb, dem Nachfolger von Hubble. Er war Mitglied des Lenkungsgremiums des MOSAIC-Konsortiums für das zukünftige Extremely Large Telescope (ELT) und koordiniert derzeit den deutschen Beitrag zu BlueMUSE.

Für ihre spektakulären Ergebnisse zur chemischen Zusammensetzung und Dynamik der Sterne in den inneren Bereichen unserer Milchstraße verleiht die AG den Promotionspreis an Dr. Anke Arentsen. Sie promovierte nach ihrem Astronomiestudium in Groningen, Niederlande, am AIP und forscht aktuell als Postdoc am Observatorium in Strasbourg. Ihre Doktorarbeit widmete sich der Galaktischen Archäologie und den ältesten Sternen in unserer Heimatgalaxie. Sie leistete damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Entstehungsgeschichte der Milchstraße und dazu, wie diese in frühesten Zeiten aussah. Die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Dissertation veröffentlichte sie in mehreren Publikationen und stellte sie erfolgreich sowohl auf internationalen Fachtagungen, als auch bei öffentlichen Vorträgen vor. Von 2014 – 2016 wurde sie bereits mit einem Stipendium für talentierte Studierende von der Netherlands Research School for Astronomy (NOVA) gefördert.

Die Astronomische Gesellschaft (AG) ist der Fachverband der deutschen Astronomie/Astrophysik. Zu ihren wichtigsten Aktivitäten zählen die Durchführung von wissenschaftlichen Tagungen, die Herausgabe von Publikationen, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Auszeichnung hervorragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bildung. Die Astronomische Gesellschaft verleiht den Preis für Instrumenten-Entwicklung für Design, Entwicklung, Konstruktion und/oder signifikante Erweiterung eines astronomischen Instrumentes, das zu erheblichen Fortschritten in der astrophysikalischen Forschung geführt hat. Der Promotionspreis wird für die beste Dissertationsschrift des vergangenen Kalenderjahres verliehen. Die Preisverleihungen finden während der virtuellen Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft vom 13. bis 17. September 2021 statt.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 26. August 2021