Die Kunst des Feilens, Bohrens und Fräsens – ein Feinwerkmechaniker erzählt von seiner Ausbildungszeit

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Oskar Sauerbrey bei der Arbeit

Bild: AIP
9. Februar 2024 //

Der frisch gebackene Geselle Oskar Sauerbrey berichtet in einem Interview von seiner Ausbildung am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) zum Feinwerkmechaniker. Ab September 2024 sind wieder zwei neue Ausbildungsplätze frei, Bewerbungen sind noch bis Juni möglich.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) zeichnet sich nicht nur durch seine verschiedenen Forschungsabteilungen, sondern auch durch den Bereich der Forschungstechnik aus, der für den Bau und die Instandhaltung von hochmodernen Instrumenten und historischen Teleskopen verantwortlich ist. Die dazugehörige Feinmechanische Werkstatt bildet regelmäßig Nachwuchs aus. Einer davon ist Oskar Sauerbrey. Er hat gerade erst im Januar 2024 seine Feinwerkmechanik Ausbildung abgeschlossen und gibt uns einen exklusiven Einblick in seine Erfahrungen am AIP.

Wieso hast du den Beruf des Feinmechanikers gewählt?

OS: Ich habe schon früher in unserer Kellerwerkstatt gern diverse Dinge gebastelt.

Warum hast du dich für eine Ausbildung statt für ein Studium entschieden?

OS: In meinem letzten Schuljahr, das war 2020 als die Coronawelle nach Europa überschwappte, wusste ich noch nicht genau, ob nun eine Ausbildung oder ein Studium das Richtige für mich sei. Ich überlegte zwischen einer handwerklichen Ausbildung und einem Orientierungsstudium. Ich realisierte jedoch schnell, dass ich herzlich wenig Lust auf noch mehr Online-Unterricht wie in der Schule hatte und wusste, dass das im Studium der Fall sein würde. Dadurch begann ich mehr nach Ausbildungen zu suchen. Dabei stieß ich auf den Beruf des Feinmechanikers, der mein Interesse weckte. Denn mir war von Anfang an klar, dass ich unbedingt mit Metall arbeiten möchte. Von daher passte der Beruf gut zu meinem Wunsch.

Wie bist du auf das AIP aufmerksam geworden?

OS: Ich hatte mich auf der Internetseite der Handwerkskammer umgeschaut, was es für Betriebe gibt, die diese Ausbildung anbieten, da ich schon recht schnell wusste, dass ich in Richtung Feinmechanik gehen möchte. Dabei ist das AIP dadurch hervorgestochen, dass der Fokus der Ausbildung auch wirklich auf Feinmechanik liegt. Das war bei den anderen Firmen, bei denen ich mich beworben hatte, leider nicht so. Ich hatte mich z.B. auch bei einer Kunststoffspritzgussfirma beworben. Da lag der Fokus eher auf dem Kunststoffspritzguss. Die Stellenbeschreibung des AIP klang auch einfach viel interessanter und vielfältiger und hat mich dadurch auch mehr angesprochen.

Was für Aufgaben hat man beispielsweis im ersten, zweiten oder dritten Lehrjahr?

OS: Das erste Lehrjahr war eine Art Kennlernphase. Da probiert man die ersten Bearbeitungsverfahren wie z.B. Feilen, Bohren oder Fräsen aus. Im zweiten Lehrjahr wird man dann Schritt für Schritt an die Maschinen herangeführt. Erst später darf man auch die neuen CNC-Maschinen (frei programmierbare, rechnergesteuerte Werkzeugmaschinen) nutzen. In der Zeit habe ich auch sehr viele Lehrlingsprojekte durchgeführt. Da habe ich z.B. einen Schraubstock oder einen Tesa-Klebebandabroller in kleinen Baugruppen hergestellt und konnte dadurch die Bearbeitungsverfahren weiter üben. Im dritten Jahr habe ich auch noch an vielen Lehrlingsprojekten gearbeitet, wurde aber auch bereits in erste Projekte hier am AIP einbezogen. Dabei durfte ich einige Bauteile fräsen oder drehen.

Was ist deine Lieblingsaufgabe?

OS: Ich mag das Programmieren an den CNC-Drehmaschinen tatsächlich sehr gerne. An Drehmaschinen stellt man rotationssymetrische Dinge wie z.B. Zylinder und Kegel her, die aneinandergereiht werden. Für die Herstellung müssen anhand einer vorher angefertigten Zeichnung die Konturen erkannt und in die Maschine eingepflegt werden. Am Ende kommt dabei ein dreidimensionales Produkt heraus.

Was würdest du anderen unbedingt mitteilen wollen, die diese Ausbildung in Erwägung ziehen ?

OS: Wer wirklich gar keine Lust hat, sich handwerklich zu betätigen, sollte lieber die Finger von der Ausbildung lassen. Für den Bereich der Feinwerkmechanik werden jedoch erst einmal noch keine speziellen Vorkenntnisse vorausgesetzt. Wer noch nicht so millimetergenau arbeiten kann, sollte sich selbst auch keinen Druck machen, denn das wird hier in der Werkstatt zur Genüge beigebracht. Man sollte auf jeden Fall großes Interesse am Beruf und zumindest leichtes, handwerkliches Geschick mitbringen. Da kann auf der Bewerbung z.B. auch erwähnt werden, dass man gern an seinem Fahrrad oder Auto herumschraubt.

Was für Schulnoten/ Voraussetzungen werden für die Ausbildung gebraucht?

OS: Gute Noten und ein Grundverständnis in Mathematik und Physik sind ein Muss für den Beruf. Flächen- und Volumenberechnung, den Satz des Pythagoras sowie Sinus, Kosinus und Tangens benutze ich hier in der Werkstatt jeden Tag. In der Berufsschule berechnen wir auch oft Schnittkräfte von Werkzeugen oder die Härte von Werkstoffen. Das alles sollte man können

Was macht einen guten Feinwerkmechaniker aus?

OS: Auf jeden Fall präzise und saubere Arbeit. Nachkontrollieren, ob auch alles so angefertigt wurde, wie es vom Konstrukteur auf der Zeichnung verlangt wird. Wenn ich jetzt die drei wichtigsten Eigenschaften nennen müsste, wären es Ordnung, eine strukturierte Herangehensweise an die Arbeit und sich seinen Prinzipien treu zu bleiben. Das heißt, immer sein Bestes zu geben und seine Arbeit so genau wie möglich auszuführen, da bereits minimale Abweichungen zu großen Problemen oder Schäden am Endgerät führen können.

Was sind deine Zukunftspläne?

OS: Mein vorläufiger Plan war erst einmal die Ausbildung zu beenden. Das habe ich jetzt erreicht. Ich wurde jetzt für ein Jahr vom AIP übernommen, wie das hier so üblich ist. In diesem Jahr möchte ich mich umschauen, was es noch für weitere Möglichkeiten gibt, die zu mir passen. Ich weiß noch nicht genau, ob ich mich bei anderen Gewerken, die Feinmechaniker suchen, bewerbe oder ob ich doch noch ein Studium hinten dranhänge. Bei einem Studium könnte ich mir viele Sachen, die ich hier bereits gelernt habe, anrechnen lassen. Mein Ziel ist es, wenn mein Arbeitsvertrag ausläuft, hier mit einem Plan rauszugehen.

Wir bedanken uns bei Oskar Sauerbrey für das Interview.

Die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker am AIP dauert 3,5 Jahre. Ab September 2024 sind wieder zwei Ausbildungsplätze offen, auf die man sich noch bis Juni bewerben kann.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 15. Februar 2024