Transparente und nachhaltige Forschungsdaten

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Bild: PUNCH4NFDI-Konsortium
2. Juli 2021 //

In ihrer Sitzung am 2. Juli 2021 hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) beschlossen, das Konsortium PUNCH4NFDI im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) zu fördern. PUNCH4NFDI hat sich zum Ziel gesetzt, Forschungsdaten aus der Teilchen-, Astro-, Astroteilchen-, sowie Hadron- und Kernphysik nachhaltig verfügbar zu machen. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) vertritt im Konsortium den Bereich der Astrophysik und stellt den stellvertretenden Sprecher des Konsortiums.

Das PUNCH4NFDI-Konsortium, das sich zusammen mit neun weiteren Initiativen in der Auswahlrunde durchsetzen konnte, zielt darauf Forschungsdaten transparent und dauerhaft verfügbar zu machen. Das Projekt wird über die nächsten fünf Jahre gefördert. Nach einer Evaluation können fünf weitere Jahre Förderung folgen. 

„Das AIP befasst sich seit vielen Jahren damit, Forschungsdaten aus der Astronomie und Astrophysik miteinander zu vernetzen und der Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen des PUNCH4NFDI-Konsortiums sollen nun diese Anstrengungen nachhaltig gefördert werden. Damit wird eine gute Grundlage gebildet um die Daten maximal zu nutzen und gegebenenfalls neue und unerwartete Phänomene am Himmel zu entdecken“, sagt Prof. Matthias Steinmetz, stellvertretender Sprecher des PUNCH4NFDI-Konsortiums und wissenschaftlicher Vorstand des AIP.

Der 2020 gegründete Verein Nationale Forschungsdateninfrastruktur ist eine wissenschaftsgetriebene Initiative, um Forschungsdaten aus dem deutschen Wissenschaftssystem systematisch zu erschließen, zu vernetzen und nachhaltig nutzbar zu machen. Die Daten sollen dafür nach den FAIR-Prinzipien gemanagt werden (FAIR steht für Findable (Auffindbar), Accessible (Zugänglich), Interoperable (Interoperabel), Reusable (Wiederverwendbar); außerdem soll die Verbindung zu entsprechenden europäischen und internationalen Initiativen hergestellt werden. Um insbesondere der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Daten in verschiedenen Forschungsdisziplinen völlig unterschiedlich aussehen, erfasst und gespeichert werden, ist die NFDI als ein Netz unabhängiger Konsortien organisiert, die von Bund und Ländern in einem kompetitiven Verfahren in drei Antragsrunden zur Förderung ausgewählt und dann jeweils für bis zu zehn Jahre gefördert werden. In der jetzt abgeschlossenen zweiten Runde war das Konsortium PUNCH4NFDI erfolgreich und kann am 1. Oktober 2021 mit einer umfangreichen Förderung seine Arbeit aufnehmen.

PUNCH4NFDI vertritt die vier Forschungsthemen Teilchenphysik, Astrophysik, Astroteilchenphysik, Hadron- und Kernphysik in der NFDI („PUNCH“ steht für „Particles, Universe, NuClei & Hadrons“). Das Konsortium umfasst neben AIP und DESY als Koordinator des Vorhabens 19 weitere Förderungsempfänger sowie 22 weitere Partner aus der Leibniz-Gemeinschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft sowie von Universitäten. Schwerpunkte der Arbeit von PUNCH4NFDI werden neuartige Methoden des „Big Data“-Managements sowie von „Open Data“ und „Open Science“ sein. Im Zentrum steht dabei eine „Science Data Platform“, mit deren Hilfe beliebige wissenschaftliche Daten in Form von digitalen Forschungsprodukten („digital research products“) über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg erhalten, zugänglich gemacht und intelligent verknüpft werden sollen. Hierfür werden in einem ersten Schritt anhand von exemplarischen Beispielen Techniken und Strukturen geschaffen, die für das gemeinsame Datenmanagement geeignet sind und Themen wie Datenschutz, Publikationsembargos, Verschlagwortung mit Metadaten adressieren. PUNCH4NFDI hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, durch eine möglichst transparente Speicherung Citizen Science-Projekte zu ermöglichen und für einen datenaffinen Nachwuchs zu sorgen. Durch die Zusammenführung von Forschungsdisziplinen, die bisher meist nur lose miteinander verwoben waren, hat PUNCH4NFDI das Potenzial, modellbildend für die Deutsche Forschungsdateninfrastruktur zu werden.

Angedacht sind u.a. Zusammenarbeiten mit anderen Physik-nahen Konsortien unter der Führung der DPG, aber auch Diskussionen mit der ErUM-Data-Initiative des BMBF (Erforschung von Universum und Materie) oder – auf europäischer Ebene – ESCAPE (European Science Cluster of Astronomy & Particle physics ESFRI research infrastructures).

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 2. Juli 2021