Gaia-Kollaboration erhält Berkeley-Preis 2023

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Künstlerische Illustration des ESA-Satelliten Gaia über einem Hintergrundbild des Himmels, das aus Gaia-Daten von mehr als 1,8 Milliarden beobachteten Sternen erstellt wurde.

Bild: Spacecraft: ESA/ATG medialab; Milky Way: ESA/Gaia/DPAC; CC BY-SA 3.0 IGO. Acknowledgement: A. Moitinho
9. November 2022 //

Die Gaia-Kollaboration, die für die Raumsonde verantwortlich ist, die derzeit die größte und präziseste dreidimensionale Karte unserer Galaxie erstellt, wird 2023 mit dem Lancelot M. Berkeley – New York Community Trust Prize for Meritorious Work in Astronomy ausgezeichnet. Seit 2011 verleiht die Amerikanische Astronomische Gesellschaft (AAS) den Berkeley-Preis jährlich mit Unterstützung des New York Community Trust. Damit verbunden ist ein Geldpreis und eine Einladung, den abschließenden Plenarvortrag auf der Wintertagung der AAS zu halten, die in den USA als „Super Bowl der Astronomie“ bezeichnet wird.

Die Gaia-Kollaboration wird mit dem Berkeley-Preis 2023 für die Erstellung einer transformativen, multidimensionalen Karte der Milchstraße geehrt. Seit seinem Start im Jahr 2013 hat das Weltraumteleskop Gaia der Europäischen Weltraumorganisation ESA die Positionen, Entfernungen, Farben und Eigenbewegungen von fast zwei Milliarden Sternen in unserer Galaxie aufgezeichnet. In der Begründung des Preises heißt es: „Die drei Datenveröffentlichungen von Gaia werden für lange Zeit als wichtige Ereignisse in der Geschichte der Astronomie gelten, die zu einer globalen Partnerschaft führten, mit dem Ziel, den Ursprung, die Struktur und das Schicksal unserer Heimatgalaxie besser zu verstehen.“

Dr. Katja Weingrill, Leiterin des Gaia-Projekts am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), betont: „Mit durchschnittlich 5 wissenschaftlichen Publikationen pro Tag, die auf Gaia-Daten basieren, ist Gaia diesbezüglich die erfolgreichste astrophysikalische Mission aller Zeiten. Das AIP ist stolz, sich an der Auswertung dieser Daten mit Software für dichte Himmelsregionen, der Hintergrundkorrektur der Spektren sowie einem Mirror des Gaia-Datenarchivs zu beteiligen.“

Jedes Jahr wählen die drei Vizepräsidentinnen und -präsidenten der AAS in Absprache mit der Chefredakteurin oder dem Chefredakteur der AAS-Zeitschriften die Berkeley-Preisträgerin oder den Berkeley-Preisträger für verdienstvolle Forschungsarbeiten aus, die in den vergangenen 12 Monaten veröffentlicht wurden. Das Gaia-Team wird insbesondere für einen im Mai 2021 in Astronomy & Astrophysics erschienenen Artikel gewürdigt, der die frühen Inhalte und Durchmusterungseigenschaften der jüngsten Datenveröffentlichung der Gaia-Mission beschreibt.

Die hervorragende Präzision und der immense Umfang der Gaia-Durchmusterung haben die Art und Weise, wie die stellare und galaktische Astronomie betrieben wird, völlig verändert. Die bisherigen drei Datenveröffentlichungen der Mission umfassen die größten niedrig aufgelösten spektroskopischen und Radialgeschwindigkeits-Durchmusterungen der Geschichte. Sie enthalten detaillierte Informationen und kartieren etwa 1,8 Milliarden Milchstraßensterne, darunter 10 Millionen veränderliche Sterne und 813.000 Doppelsternsysteme. Darüber hinaus ermöglicht die Mission Fortschritte sowohl in der extragalaktischen als auch in der Sonnensystemforschung: Sie hat 3 Millionen Galaxien, 2 Millionen Quasare – weit entfernte und helle galaktische Kerne – und 156.000 Objekte des Sonnensystems katalogisiert, darunter erdnahe Asteroiden, Asteroiden im Hauptgürtel und transneptunische Objekte.

Die dritte vollständige Datenveröffentlichung von Gaia am 13. Juni 2022 wurde von fast 50 wissenschaftlichen Artikeln der Gaia-Kollaboration begleitet. Dieses immense Werk spiegelt den Einfluss der Mission auf die Wissenschaft der Astronomie wider und umfasst die am häufigsten zitierten Artikel der gesamten Astronomie des vergangenen Jahres.

„Die AAS und der New York Community Trust senden unseren Dank und unsere Glückwünsche an die vielen hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Programm-/Technik-/Support-Mitarbeitende bei der Europäischen Weltraumorganisation und weit darüber hinaus, die diese transformative Mission zum Leben erweckt haben. Gaia wird für immer ein Meilenstein in der Geschichte der kosmischen Erforschung durch die Menschheit bleiben“, erklärten die Vizepräsidentinnen und -präsidenten der AAS in einer Stellungnahme.

Die Gaia-Datenkataloge werden vom „Data Processing and Analysis Consortium“ (DPAC) erstellt, einer Kollaboration Hunderter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure aus der ganzen Welt, darunter auch Forschende am AIP. Der Berkeley-Preis wird im Namen der Gaia-Kollaboration von Anthony Brown (Sternwarte Leiden), dem Vorsitzenden des DPAC-Vorstands, entgegengenommen, der am Donnerstagnachmittag, dem 12. Januar 2023, im Seattle Convention Center den Preisvortrag halten wird.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 9. November 2022